Die Erfassung und Rekonstruktion kognitiver Prozesse bei der Unterrichtsplanung aus Bewegung und Sport
Dissertation - Fak. 1 - Institut für Gesundheitswissenschaften - Sport und Bewegung
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Eine These von Altrichter/Posch lautet, dass gute Unterrichtsstunden daran zu erkennen sind, dass „die Aufgabenstellung , die Themenstellung, der Handlungsplan und die Interaktionsformen stimmig zueinander sind und dass die Unterrichtsschritte der Stunde folgerichtig aufeinander aufbauen.“ Beim Handlungsplan geht es darum, die Ziel- und Inhaltsentscheidungen mit den Methodenentscheidungen zu verknüpfen (didaktische Strukturierung) und daraus eine Prozessplanung herzuleiten (geplanter Stundenverlauf). Die Professionalität von Lehrenden zeigt sich nicht nur in der Gestaltung des Unterrichts oder im Erwerb bestimmter Kompetenzen, sondern neben der Reflexion und Evaluierung auch in der bewussten, geplanten, systematischen Vorbereitung. Das Verfolgen von Schwerpunktsetzungen, eines „roten Fadens“, die bewusste Auswahl bestimmter Ziele, Inhalte und Methoden, mögliche Differenzierungen usw. sind Indikatoren professionellen Lehrerhandelns. Eine durchdachte Unterrichtsvorbereitung ist notwendige Grundlage für einen guten Unterricht, aber keine Garantie für sein Gelingen. Die Praxis der Unterrichtsvorbereitung basiert auf den Erkenntnissen didaktischer Theorien, sportbezogen zusätzlich auf Grundlage von fachdidaktischen Konzepten und Positionen. Unterrichtsplanung darf nicht isoliert betrachtet werden: Bedingungsanalyse, Planung, Inszenierung und Auswertung des Unterrichts bilden ein logische Einheit.
Planungsraster können hier vor allem für angehende PädagogInnen und LehrerInnen in den ersten Dienstjahren eine gute Orientierungshilfe sein. In der aktuellen Literatur finden sich viele Planungsraster, die in Details voneinander abweichen aber alle eine gemeinsame, logische Grundstruktur aufweisen.
Gerade eben weil es den guten Bewegungs- und Sportunterricht nicht gibt, verlangt professionelles Lehrerhandeln nach reflektierter Planung auf Grundlage theoretischer, (sport)didaktischer Konzeptionen und nach Offenheit für Veränderungen.
Das erkenntnisleitende Interesse dieser Forschungsarbeit ist die Rekonstruktion von spezifischen Dimensionen kognitiver Prozesse der Studierenden und Lehrpersonen im ersten Dienstjahr bei der Planung von Unterricht sowie die Erstellung einer mehrdimensionalen Typologie.

Die Forschungsfragen lauten:

1. Nach welchen Gesichtspunkten strukturieren und planen Studierende ihren Unterricht?
2. Welche Orientierungsmuster bzw. Modelle liegen Studierenden bei der Unterrichtsplanung von Bewegungs- und Sportstunden zu Grunde?
3. Welche Grundstrukturen, (fach)didaktische Theorien, Konzepte und Positionen , Bausteine, sowie Dimensionen können freigelegt werden?

Durch die Methode des „Lauten Denkens“ soll ermöglicht werden, Einblicke in die kognitiven Prozesse bei der Planung von Unterricht zu erhalten. Den zentralen Teil der Studie stellt die qualitative Analyse der Videos, der halbstrukturierten Leitfadeninterviews (verzögerte Retrospektion) und Gruppendiskussionen mithilfe der dokumentarischen Methode dar.
Zusätzlich könnte die Beobachtung 2. Ordnung (Beobachtung der Beobachtung) ein tieferes Verstehen der kognitiven Prozesse bei der Unterrichtsplanung ermöglichen. Dazu würden die Analyse- und Reflexionsprozesse der Studierenden in der Gruppe ebenfalls videografiert und einer Analyse unterzogen. Mit dem Wechsel auf die Ebene des Beobachtens von Beobachtung (second order cybernetics) sollen der Äquivalenzfunktionalismus (Funktionale Methode) in Verbindung mit dem Konzept des Reflecting Teams zur Konzeption einer Forschungsmethode für pädagogische Interaktionssysteme fruchtbar gemacht und als Rekursive Reflexion in der LehrerInnenbildung theoretisch legitimiert werden.

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Projektdauer:11.02.2014 bis 03.10.2016
Projektbeteiligte:
Prof. Ing. Mag. Dr. Mitmannsgruber, Peter (Betreuung) [Profil]


Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage
keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Prof. Ing. Mag. Dr. Peter Mitmannsgruber am 10.03.2015
Zuletzt geändert von Nina Peltzer am 15.02.2023
    
Projekt-ID:220