Trinken im Unterricht
Projekt - Fak. 1 - Institut für Gesundheitswissenschaften - Ernährung, Konsum und Mode
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Der Getränkekonsum von Kindern und Jugendliche in Deutschland ist aufgrund des hohen Verzehrs von Limonaden und anderen zuckerhaltigen Getränken eher als ungünstig zu bewerten (Mensink, Heseker, Richter, Stahl, & Vohmann, 2007). Wasser zählt zu den energiefreien Lebensmitteln und stellt somit das am besten geeignete Getränk dar.
Aktuelle Studien zeigen, dass die Bereitstellung von Wasser in der Grundschule zu einem erhöhten Wasserkonsum führt und positive Effekte auf das Körpergewicht hat (Muckelbauer, Libuda, Clausen, & Kersting, 2011; Muckelbauer et al., 2009). Experimentelle Studien zeigen zudem, dass Kinder nach dem Konsum von Wasser besser in Leistungstests abschneiden (Edmonds & Burford, 2009; Edmonds & Jeffes, 2009). Inwieweit diese Effekte auch im realen Schulalltag zu erzielen sind, war jedoch noch unklar und sollte im Rahmen der dieses Kooperationsprojektes wissenschaftlich untersucht werden.
Im Mittelpunkt der Studie „Trinken im Unterricht“ stand die Frage, welche positiven Auswirkungen die regelmäßige Bereitstellung von Mineralwasser im Klassenraum auf das Trinkverhalten von Schülerinnen und Schüler hat und ob sich ein verändertes Trinkverhalten positiv auf die Leistungsfähigkeit, das Wohlbefinden sowie das Körpergewicht und die Körperzusammensetzung der Schülerinnen und Schüler auswirkt. Außerdem sollte die Frage beantwortet werden, ob sich auf diese Weise die Akzeptanz und das Image von Mineralwasser als gesundem Schulgetränk verbessern lässt.
Es wurde eine kontrollierte Interventionsstudie mit drei Erhebungszeitpunkten durchgeführt. Die Stichprobe bestand aus 268 Schülerinnen und Schüler der sechsten und siebten Jahrgangsstufe an Haupt- und Werkrealschulen und Gymnasien. Die Aufteilung in die Interventions- und Kontrollgruppe erfolgte klassenweise. Die Intervention bestand aus der kostenlosen Bereitstellung von Mineralwasser im Klassenraum über einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen sowie zwei Unterrichtseinheiten zum Thema „Richtiges Trinken“. Die Kontrollgruppe nahm ausschließlich an den Befragungen und den Messungen teil. Die Interventions- und Kontrollgruppe wurden in Bezug auf ihr Trinkverhalten innerhalb und außerhalb der Schulzeit, ihre Leistungsfähigkeit, ihr Wohlbefinden, ihr Körpergewicht und ihre Körperzusammensetzung sowie ihre Wahrnehmung von Mineralwasser bzw. von Gleichaltringen, die Wasser trinken, verglichen.

Edmonds, C. J., & Burford, D. (2009). Should children drink more water? The effects of drinking water on cognition in children. Appetite, 52(3), 776-779.
Edmonds, C. J., & Jeffes, B. (2009). Does having a drink help you think? 6-7-Year-old children show improvements in cognitive performance from baseline to test after having a drink of water. Appetite, 53(3), 469-472.
Mensink, G. B., Heseker, H., Richter, A., Stahl, A., & Vohmann, C. (2007). Forschungsbericht Ernährungsstudie als KiGGS-Modul (EsKiMo). Robert Koch-Institut, Universität Paderborn, Berlin.
Muckelbauer, R., Libuda, L., Clausen, K., & Kersting, M. (2011). [Approaches for the prevention of overweight through modified beverage consumption in the elementary school setting. The "trinkfit" study]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 54(3), 339-348.
Muckelbauer, R., Libuda, L., Clausen, K., Toschke, A. M., Reinehr, T., & Kersting, M. (2009). Promotion and provision of drinking water in schools for overweight prevention: randomized, controlled cluster trial. Pediatrics, 123(4), e661-667.
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Ergebnis:Das Mineralwasserangebot wurde in beiden Schultypen angenommen und wirkte sich günstig auf den Mineralwasserkonsum aus. Die Effekte waren in der Hauptschule deutlich ausgeprägter als im Gymnasium. Bei den Hauptschülern führte die Bereitstellung zudem zu einer Steigerung der gesamten Trinkmenge während der Schulzeit sowie zu einer Verbesserung der Trinkqualität (Anteil von Wasser am Gesamtgetränkekonsum); auf den Konsum von energiereichen Getränken hatte sie keinen Einfluss. Damit stellt die regelmäßige Bereitstellung von Mineralwasser im Klassenraum insbesondere für die Hauptschule eine geeignete verhältnispräventive Maßnahme der Gesundheitsförderung dar. Deutlich wurde aber auch, dass bei der Implementierung eines solchen Wasserangebots die strukturellen Bedingungen im Setting Schule zu beachten sind.
Darüber hinaus konnten Zusammenhänge zwischen dem Flüssigkeitskonsums/Trinkverhalten und der Leistungsfähigkeit gezeigt werden: Je mehr die Schülerinnen und Schüler vor der Testbearbeitung getrunken hatten und je kürzer der Abstand der letzten Flüssigkeitsaufnahme war, desto besser schnitten sie in verschiedenen Leistungstests ab. Außerdem schnitten diejenigen besser ab, die in den letzten 30 Minuten vor der Testbearbeitung getrunken hatten, als diejenigen, bei denen das letzte Trinken länger her war. Damit wird bestätigt, dass die in experimentellen Studien gefundenen Zusammenhänge auch für den realen Schulalltag Bedeutung haben. Sie unterstreichen, dass das regelmäßige Trinken wichtig für die Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern ist und das Trinken während des Unterrichts erlaubt werden sollte.
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Projektdauer:01.06.2012 bis 30.09.2013
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Dohnke, Birte (Leitung) [Profil]
Prof. Dr. Lührmann, Petra (Leitung) [Profil]

Tanja Fuchs, MSc Gesundheitsförderung
Faith Simpson, MSc Gesundheitsförderung
Gregor Grösser, BA Gesundheitsförderung
Svenja Sickinger, BA Gesundheitsförderung

In Zusammenarbeit mit:Gesellschaft der Freunde und Förderer der Deutschen Mineralbrunnen Industrie e.V
Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage

Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Prof. Dr. Birte Dohnke am 04.07.2012
Zuletzt geändert von Nina Peltzer am 15.02.2023
    
Projekt-ID:157