Gesunde Ernährung bei sozial benachteiligten Jugendlichen (HESDA: Healthy eating among socially deprived adolescents)
Projekt - Fak. 1 - Institut für Humanwissenschaften - Pädagogische Psychologie und Gesundheitspsychologie
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Jugendliche stellen eine wichtige Zielgruppe für die ernährungsbezogene Prävention und Gesundheitsförderung dar. Dies gilt in besonderem Maße für Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien. Denn bei ihnen ist das Ernährungsverhalten deutlich ungünstiger (Kleiser et al., 2009) und der Anteil an Übergewichtigen und Adipösen sehr viel höher (Kurth & Schaffrath Rosario, 2007) als bei Jugendlichen aus Familien mit hohem Sozialstatus.
Das Ziel des Projektes war erstens einen neuartigen theoretischen und methodischen Erklärungsansatz für das nachweislich ungünstige Ernährungsverhalten von sozial benachteiligten Jugendlichen zu untersucht.
Dabei wurde von der Annahme ausgegangen, dass soziale Einflüsse – speziell das schlechte Image von gesundem Essen und das gute Image von ungesundem Essen – das Ernährungsverhalten im Jugendalter wesentlich beeinflussen. Das Prototype/Willingness Modell (PWM; Gibbons, Gerrard & Lane, 2003) wurde daher als theoretisches Rahmenmodell ausgewählt. Es ist das einzige Modell des Gesundheitsverhaltens, das gezielt für das Jugendalter entwickelt wurde. Und zwar gehen die Autoren davon aus, dass Gesundheitsverhalten im Jugendalter insbesondere sozialen Einflüssen wie dem Verhalten Gleichaltriger und sozialen Vorstellungsbildern (Images, Prototypen) unterliegt, und daher weniger intentional als vielmehr reaktiv gesteuert ist. Von den Ergebnissen der Modellprüfung sollten Techniken zur Förderung gesunden Essverhaltens abgeleitet und praktische Anwendungen entwickelt und evaluiert werden. Ergänzend wurde im Rahmen eines assoziierten Teilprojektes die Regulation des Ernährungsverhaltens von in Deutschland lebenden Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund untersucht.

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Fördervolumen: 244.980,– €
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Ergebnis:Es wurden insgesamt fünf Teilstudien mit knapp 1.400 Schülerinnen und Schülern an Haupt- und Werkrealschulen in Baden-Württemberg durchgeführt.
Im Ergebnis bestätigte sich, dass die Jugendlichen ein eher positives Bild vom gesunden Esser hatten und ein eher negatives Bild vom ungesunden Esser, dass jedoch Jugendliche mit einem vergleichsweise positiven Bild vom ungesunden Esser selbst auch ein ungünstiges Ernährungsverhalten hatten (Dohnke, Steinhilber & Fuchs, 2014; Steinhilber, Fuchs & Dohnke, 2013). Im Gegensatz dazu hatten Jugendliche mit einem positiven Bild vom gesunden Esser ein günstigeres Ernährungsverhalten. Darauf aufbauend konnte gezeigt werden, dass die Vorstellungsbilder prinzipiell veränderbar sind und darüber das Essverhalten von Jugendlichen günstig beeinflusst werden kann (Dohnke & Fuchs, in preparation; Dohnke, Fuchs & Steinhilber, in preparation-a, in preparation-b).
Das assoziierte Teilprojekt bestätigte die im PWM beschriebenen Selbstregulationsprozesse für Jugendliche, die in ihrer Heimatkultur Deutschland aber auch Türkei lebten (Steinhilber & Dohnke, 2014a, 2014b). Die Selbstregulation des Ernährungsverhaltens bei in Deutschland lebenden Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund unterschied sich jedoch deutlich (Steinhilber & Dohnke, 2014a, 2014c). In Bezug auf den Akkulturationsgrad konnten keine direkten jedoch indirekte Einflüsse gefunden werden: Ein höher Akkulturationsgrad scheint das Ernährungsverhalten vermittelt über entsprechende Kognitionen (Einstellungen, Intentionen u.a.) günstig zu beeinflussen (Steinhilber & Dohnke, 2014c).
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Projektdauer:01.08.2010 bis 31.01.2014
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Dohnke, Birte (Leitung) [Profil]

Dr. Dipl.-Psych. Amina Steinhilber
Tanja Fuchs, MSc Gesundheitsförderung

Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage
keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Prof. Dr. Birte Dohnke am 15.10.2010
Zuletzt geändert von Prof. Dr. Birte Dohnke am 11.08.2016
    
Projekt-ID:90