Pädagogische Praktiken im alltäglichen Unterricht mit Fokus auf Lernende einer heterogenen Schulklasse
- Fak. 1 - Institut für Erziehungswissenschaft - Schulpädagogik
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:Ziel des Forschungsprojektes ist die Rekonstruktion von Prozessen des 'doing differences' aus der Perspektive von Unterricht. Aus der ersten Erhebungsphase liegen 62 Filme von verschiedenen Unterrichtsstunden (Deutsch, Ethik, Geschichte) vor. Dabei wurden zwei Kameras eingesetzt. Eine Kamera filmte mit Blick auf die LehrerInnen und fing so den Unterrichtsverlauf ein. Der Ablauf aller gefilmten Stunden wurde tabellarisch erfasst. Eine weitere Kamera filmte jeweils für einen Vormittag eine kleine SchülerInnengruppe. Das Ziel dieses Vorgehens war, alle Lernenden in einer kleinen Gruppe von Nebeneinandersitzenden möglichst über mehrere Stunden hinweg zu erfassen. Die Filme von Lernenden stehen im Mittelpunkt der Analysen. Mit dem Schulleiter, der Klassenlehrerin, dem Klassenlehrer und der Blockpraktikantin wurden zusätzlich Interviews durchgeführt. Von Aktivitäten, die nicht gefilmt werden konnten, liegen Protokolle einer teilnehmenden Beobachtung vor.
Nachdem die ersten Daten erhoben wurden, wurden diese hinsichtlich eines Vergleichs zwischen Intentionen der LehrerInnen und Nutzung des Angebots durch Lernende, bezüglich einer quantitativen Verteilung an ‚positiven‘ und ‚negativen‘ Verhaltensweisen der Lernenden (beispielsweise Wortmeldung, konzentriert zuhören oder mit der/dem SitznachbarIn tuscheln, aus dem Fenster schauen, träumen) und bezüglich ausgewählter Merkmale von Unterrichtsqualität ausgewertet. Mit den Ergebnissen sind wir wieder ins Feld zurückgegangen und haben mit den beteiligten LehrerInnen der Klasse weitere Forschungsschritte geplant.

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Ergebnis:Doing difference im Unterricht findet im fließenden Wechsel mit doing student statt. Von den pädagogischen Praktiken, wie sie Kolbe, Reh und Fritzsche (2008) eingeführt haben, werden alle drei Differenzlinien bearbeitet – die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung des Unterrichts, die Differenz zwischen Aneignung und Vermittlung und die Differenz zwischen schulisch relevantem und anderem Wissen. In das sehr lebhafte doing student fließt nahtlos die soziale Ordnung einer Jungenfreundschaft, aber auch einer konflikthaften Beziehungsaushandlung der Schüler hinein.
Die Übergänge zwischen beiden sozialen Ordnungen sind fließend. Die Aneignung der SchülerInnen der Klasse zeigt auch einen gewissen Eigensinn, da das Unterrichtsthema zum Anlass genommen wird, persönliche Erfahrungen zu schildern bzw. andere zu necken. Doing difference wird von einem Nebenschauplatz zunehmend dominant, indem die Beschäftigung mit (unterstellten) Liebesbeziehungen das Unterrichtsthema nach und nach überlagert.
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:03.10.2011 bis 15.10.2012
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Prof. Dr. Kampshoff, Marita (Leitung) []

Angela Frech, Anke Wahl, Simone Frasch

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Prof. Dr. Marita Kampshoff 05.10.2010
Prof. Dr. Marita Kampshoff 18.07.2017
    
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