Wirksamkeit geschlechtergerechter Interventionen in der MINT-Berufsorientierung
- Fak. 1 - Institut für Erziehungswissenschaft - Schulpädagogik
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:Auf dem Arbeitsmarkt sowie auch bei der Ausbildungs- und Studienwahl herrschen nach wie vor Geschlechterungleichheiten im MINT-Bereich vor (vgl. Quaiser-Pohl 2012), die es abzubauen gilt. Eine ganzheitliche geschlechtergerechte Bildung erfordert unseres Erachtens einen Dreischritt, der aus Konstruktion – Rekonstruktion – Dekonstruktion besteht (vgl. Kampshoff/Wiepcke 2012). Zur Umsetzung dieses Dreischritts wurden Unterrichtsmaterialien für die geschlechtergerechte MINT-Berufsorientierung entwickelt (vgl. Kampshoff/Wiepcke i.V.). In unserem Projekt wird die Wirksamkeit des Unterrichtskonzepts auf arbeitsbezogene Wertvorstellungen, das Image technischer und naturwissenschaftlicher Berufe, die Vorstellungen über zukünftige Tätigkeitsbereiche sowie ihren Einfluss auf die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern überprüft. Bei der Studie handelt es sich um eine quasi-experimentelle Studie. Bislang wurden die Materialien an drei Schulen erprobt. An einer Schule wurde ein Pretest zu qualitativen Leitfadeninterviews (N=10) durchgeführt, an zwei Schulen wurde vor und nach der Durchführung des Unterrichtskonzepts eine Fragebogenerhebung durchgeführt (N=50). Weitere Erhebungen sind geplant. Erste Ergebnisse zeigen, dass das Interesse der Lernenden an MINT-Berufen nach der Unterrichtseinheit erkennbar steigt.
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Ergebnis:Bei der Auswertung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Pre- und Posttest bei Fragen zur MINT-Berufsorientierung der Mädchen und Jungen. Bei den Wertvorstellungen, dem Image technischer und naturwissenschaftlicher Berufe und der Gewichtung verschiedener Berufsfelder untereinander zeigen sich bei den meisten Befragten keine Unterschiede vor und nach dem Treatment. Eine weitere Tendenz bei den Auswertungen stellt sich demgegenüber problematisch dar: Die Werkrealschülerinnen antworteten nach der Beschäftigung mit dem Unterrichtsaterial zur MINT-Berufsorientierung stärker in Richtung Geschlechtstypik als vor der Unterrichtsreihe. Dies könnte dahingehend interpretiert werden, dass Schritt 1 und 2 des Dreischrittes bei dieser Gruppe eine stärkere Wirkung entfaltet, als Schritt 3, die Dekonstruktion von Geschlechterstereotypen. Eine andere Deutung dieser Ergebnisse würde den Mädchen eine ‚realistischere‘ Einschätzung von Frauen in MINT-Berufen bescheinigen, da sie nun über die Fakten auf dem Arbeitsmarkt besser aufgeklärt sind als zuvor.
Insgesamt zeigen schon diese ersten Ergebnisse des Projektes, wie wichtig es ist, Unterrichtsmaterialien im Unterricht zu erproben und auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen.

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:01.04.2014 bis 06.03.2017
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Prof. Dr. Kampshoff, Marita (Leitung) []
Dr. Wiepcke, Claudia (Leitung) []

Sarah Schunter
Anja Schlosser

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Prof. Dr. Marita Kampshoff 06.03.2015
Nina Peltzer 15.02.2023
    
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